Masoumehs Flucht aus dem Iran

Masoumeh

Masoumeh ist 28 Jahre alt und im Iran geboren. Sie war dort Studentin im Bereich Agrarwissenschaft und ist im Sommer 2015 nach Deutschland gekommen. Da ihre ganze Familie schon über lange Zeit politisch verfolgt und bedroht wird, wusste sie, dass sie eines Tages ihr Land verlassen muss. Sie bereitete sich so gut vor, wie sie konnte und lernte im Iran schon ein bisschen Deutsch und auch Englisch. In ihrem Land hatte sie keine Zukunft. Als sie 9 Jahre alt war wurde ihr Vater verhaftet und der ganzen Familie die Papiere weggenommen. Ihr Vater wurde 6 Monate von der Familie getrennt. Ab diesem Tag hatte sie keine Rechte mehr in ihrem eigenen Land. „Das bedeutet, es ist egal ob ich lebe oder sterbe. Ich kann keine Anzeige machen, wenn mir Unrecht widerfährt, keine Versicherung bekommen, keine Simkarte kaufen. Ich existiere nicht im Iran.“, erklärt sie mir. Sie war sich nie sicher, ob sie die Schule oder auch ihr Studium beenden durfte. Aber sie hat es geschafft. Diese Abschlüsse sind die einzigen Dokumente, die sie hat. Insgesamt wurde ihr Vater 3 Mal verhaftet, aber er vertritt standhaft seine Meinung gegen das Regime.

Für ihre Flucht konnte sie nur einen Rucksack mit dem Nötigsten mitnehmen. Ihre Reise dauerte 52 Tage. 52 Tage voller Gefahr und Risiko. Als sie in Deutschland ankam war sie sehr erschöpft und konnte sich zum Glück bei ihrem Bruder ausruhen, der 2011 schon nach Deutschland kam. Ihr Bruder studierte erfolgreich an der Uni Aachen im Bereich Elektrotechnik. Ihm konnte Masoumeh zuvor schon ihre einzigen Dokumente zuschicken und er kümmerte sich um einen Studienplatz für sie. Sie studiert jetzt Umweltingenieurwesen. Sie wünscht sich, ihr Studium erfolgreich abzuschließen zu können und vielleicht sogar zu promovieren. An den Tag, an dem sie sich in Bielefeld registrieren ließ, erinnert Masoumeh sich noch ganz genau: „Ich habe mich so gefreut, mich in Deutschland irgendwo anzumelden, denn dann hatte ich endlich Rechte als ein Mensch!“

Ihren Lebensweg erklärt sie mir mit einem ganz tollen Bild. Ich solle mir vorstellen, sie habe eine kleine Lampe. Mit dieser Lampe könne sie genau einen Schritt weit sehen. Wenn sie also wissen möchte, wie Schritt 2 aussieht, muss sie erst einmal den ersten Schritt gehen. Schritt für Schritt kann sie ihren Weg gehen. In ihrem Land wurde ihr diese Lampe gestohlen. Sie wusste nicht mehr wohin sie gehen sollte. Auch könne man nicht kämpfen und stark sein, wenn man nichts sehen kann, sagt sie. Hier in Deutschland hat sie ihre kleine Lampe wiederbekommen. Es ist sehr schwer und die Schritte erscheinen ihr manchmal so klein, aber sie kann vorwärts gehen. Sie sagt, sie habe so viele liebe Menschen kennengelernt und deren Lampen leuchten auch ein bisschen für sie.

„Ihr wisst gar nicht, wie groß eure Lampe ist.“, sagt sie zu mir und lacht. Darüber musste ich erst einmal lange nachdenken. Dieses Bild war für mich so stark, dass es für mich klar war, dass das Symbol für dieses Projekt ein Licht sein muss. Liebe Masoumeh, ich danke dir!