Hodas Flucht aus dem Iran

Hoda

Hoda ist 31 Jahre alt und kommt aus dem Iran. Dort hat Hoda in einer Bank als Buchhalterin gearbeitet. Geflohen ist sie im Jahr 2016 zusammen mit ihrem Mann, der politische Probleme hatte und ihren zwei Kindern. Ihre Flucht führte sie 28 Tage lang über die Türkei, Griechenland, Serbien, Kroatien und Österreich. Zur Vorbereitung blieben Hoda und ihrer Familie nur 10 Tage Zeit, da sie das Land heimlich verlassen mussten. Hätten sie das Risiko der Flucht nicht auf sich genommen, wären ihre Kinder ins Heim gekommen. Sie und ihr Mann hätten jeden Tag um ihr Leben fürchten müssen, da sie Christen sind.

Ihre restliche Familie lebt noch im Iran. Kontakt können sie nur selten und eher oberflächlich halten, da die Telefone ihrer Eltern abgehört werden. Hodas Vorbild ist ihr Vater, der, obwohl er Moslem ist, ebenfalls große Probleme mit der Politik im Iran hat. Dass sie selbst, durch ihren Mann, Christin geworden ist akzeptieren ihre Eltern vollkommen.

Ihren Mut schöpft sie vor allem daraus, dass es hier für ihre Familie sicher ist. Im Iran stand die Polizei ein halbes Jahr jeden Morgen vor ihrer Tür und ihre Kinder hatten Angst. Wenn sie heute hier in Deutschland einem Polizisten begegnen ist diese Angst immer noch da. „Meine Kinder haben Angst, bis jetzt wenn sie Polizei sehen. […] Aber hier ist die Polizei ganz nett. […] Und dann sagen sie: Aber warum ist die Polizei in meinem Land böse und immer am Schlagen?“, erzählt Hoda über eine solche Begegnung.

In Momenten der Verzweiflung und Traurigkeit denkt sie ebenfalls an ihre Kinder. In diesem Augenblick denkt sie daran, dass wenn sie weint auch ihre Kinder anfangen zu weinen und stattdessen hat sie zu ihnen gesagt: „Nein, wir können! Wir können gehen nach Deutschland!“ Große Angst hat sie heute vor allem davor, dass jemand sagen könnte, sie müsse das Land wieder verlassen und zurück in ihre Heimat gehen. Sie blickt immer positiv in die Zukunft und sagt sich: „Ich kann machen und ich lerne. Ich lerne jeden Tag. […] Ich kann alles machen!“ Sie wünscht sich hier in Deutschland ein besseres Leben für ihre Kinder, die momentan in den Kindergarten und in die Grundschule gehen. Sie selbst arbeitet bei einer Hebamme und möchte später noch eine Ausbildung machen.

Hodas Einstellung zeigt sich auch in einer Situation, die sie in ihrer ersten Woche in Deutschland erlebt hatte. Sie hatte dort eine Unterhaltung mit einem Deutschen, der Englisch mit ihr sprechen wollte, da sie noch kein Deutsch konnte. Aber anstatt sich mit ihm auf Englisch zu unterhalten, hat sie zu ihm gesagt: „Nein bitte, auf Deutsch.“ Sie hat es versucht und sich jedes neue Wort so lange selber gesagt bis sie es konnte und es verstanden hat. Hoda spricht mittlerweile also nicht nur Arabisch, Persisch und Englisch, sondern auch sehr gut Deutsch.

Komisch an Deutschland findet sie, dass die Deutschen Angst haben. In ihrer Heimat standen die Haustüren zum Beispiel immer offen, während sie hier abgeschlossen werden. Eine Sache, die sie den Deutschen gerne sagen würde ist außerdem, dass sie keine Angst vor Ausländern haben müssen, denn es sind auch nur Menschen. Hier in Deutschland liebt es Hoda außerdem zu singen. Sie und ihre Kinder treffen sich jeden Dienstag mit circa 30 Leuten, die vorwiegend aus Deutschland kommen, um Lieder auf Persisch, Deutsch, Arabisch und Englisch zu singen.

Wenn Hoda von ihren Kindern und ihren Träumen erzählt, kann man die Begeisterung und Power in ihren Augen sehen. Das ist richtig ansteckend. Ich hätte mich noch ewig mit ihr unterhalten wollen und habe ihre ganze Art total gefeiert. Eins habe ich mir besonders gemerkt: „Ich kann! Ich kann machen alles!“